Der zweite Blick sieht mehr

imageKreis Steinfurt – Deutsch-litauische Kunst-Begegnung im Kunsthaus Gravenhorst: Seit Sonntag stellen hier zwölf Künstler aus den Partnerkreisen Telsiai und Utena Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Installation und Plastik aus. Zur Eröffnung der Schau „.lt“ waren einige Künstler und offizielle Vertreter der Partnerkreise extra aus Litauen angereist. Kreisdirektor Dr. Wolfgang Ballke betonte: „Partnerschaftlicher Austausch lebt durch die Menschen, die direkt aufeinander zugehen und bereit sind, sich neuen Erfahrungen zu öffnen.“ In dieser Hinsicht seien mit dem Kunstaustausch bereits erste Schritte getan. Weitere gemeinsame Projekte in Litauen und hier seien wünschenswert. Dem schloss sich der stellv. Kreisverwalter des Kreises Utena, Vilius Cibulskas.

imageAndreas Schnieder, Mitkurator der Ausstellung, griff die Mahnung des Künstlers Vitautas Mockaitis auf, die Dinge nicht vorschnell, sondern mit einem zweiten tiefer gehenden Blick zu sehen. Die Besucher sollen in dieser Ausstellung „ihre Neugier auf Litauen vertiefen, um ein Land im Osten zu entdecken, das noch viele Schätze birgt“. Das kollegiale Miteinander der Künstler, das er als besonders ausgeprägt wahrnahm, sprach auch Heinrich von den Driesch, Vertreter der Künstlergruppe Welbergener Kreis, als programmatisch für den weiteren Kunstaustausch an.

 

Der Katalog kostet zehn Euro. Die Ausstellung läuft bis zum 12. Oktober.

 

1. Bild: Seltsame Installationen schweben wie UFOs durch den Raum und integrieren die Gäste ins Gesamt-Kunstwerk.i

2. Bild: Viel zu entdecken gibt es beim Bummel durch die Ausstellung.

Pablo ‚Sozyone’ Gonzales in der Ersten Liebe Bar in Hamburg

thumb_70471 (lifepr) Hamburg – Die Kultmarke Lucky Strike verschreibt sich erneut der Kunst und präsentiert am 23. September die von Pablo ‚Sozyone’ Gonzales umgestaltete Erste Liebe Bar auf der Hamburger Fleetinsel (Michaelisbrücke 3). Darin drückt der spanische Hip Hop Künstler der Location in seinem unnachahmlichen Streetstyle aus Graffiti und Großstadtkunst seinen ganz eigenen Stempel auf. Mit dieser Aktion verhilft Lucky Strike dem gebürtigen Andalusier nach erfolgreichen Ausstellungen in der ALICE Gallery Brüssel und der Art Brussels endlich zu seinem ersten Auftritt in Deutschland. In der belgischen Szene hat er längst für Furore gesorgt: Seine Werke erzählen authentische kleine Geschichten von der Straße und transportieren den Hip Hop direkt auf Wände der Erste Liebe Bar. Warum Pablo ‚Sozyone’ Gonzales das so macht? Das können wir den Künstler dank der Initiative von Lucky Strike am 23. September selber fragen, der ab 20 Uhr bei der Vernissage persönlich dabei sein wird.

Sozyone konzentriert sich in professioneller Form auf den wesentlichen Kern der Kunstform Graffiti. Wer sich auch nach der Vernissage in der Erste Liebe Bar von der coolen Graffitikunst des Pablo ‚Sozyone’ Gonzales überzeugen möchte, kann das ab dem 27. September ebenfalls dank der Unterstützung von Lucky Strike in der Hamburger Vicious Gallery (Kleine Freiheit 47). Die Betreiber Christoph Tornow, Daniel Grau und Benjamin Link veranstalten dort wie jeden vierten Samstag im Monat eine Vernissage. Zu sehen und zu kaufen gibt es dieses Mal Sozyones Werke. Bis zum 23. Oktober ist die Ausstellung von Mittwochs bis Samstags zwischen 13 und 19 Uhr geöffnet.

Es ist der erste größere Auftritt des Newcomers außerhalb Belgiens. Sozyone Gonzales lebte mehrere Jahre in Brüssel und legte dort den Grundstein für seinen heutigen Stil. In seiner Heimat hat er sich durch seine erfolgreiche Hip Hop Musik bereits einen Namen gemacht. Gleichzeitig war der gebürtige Andalusier stets an der französischen Interpretation von Kunst interessiert und besaß jeher eine Affinität zu Paris. In Brüssel besuchte er schließlich eine Kunstschule, um seiner Leidenschaft – den Bildern – mehr Ausdruck und Perfektion zu verleihen. Sein Hauptaugenmerk liegt seitdem im Bereich Graffiti, der die Basis für Gonzales´ Werke bildet. Bekannt sind unter Anderem die von ihm gestalteten Anzeigenmotive für das Label carhartt. Seit circa vier Jahren hat sich das Multitalent nun ganz seinen Bildern verschrieben. Dabei transportiert er seine Musik direkt auf die Leinwand – seine Werke erinnern wie bei kaum einem anderen Künstler an den Hip Hop Lifestyle europäischer Großstädte. Ein Thema, das perfekt mit der Markenpersönlichkeit von Lucky Strike harmoniert.
Weitere Informationen sind unter www.sozyone.com zu finden.

 

Lucky Strike präsentiert angesagte Graffiti-Kunst

 

Bild: Sozyone Portrait

Lettisches Filmteam dreht in der Südsteiermark

308_filmdreh-gamlitz Filmteam drehte in dieser Woche beim Weingut Skoff in Gamlitz mittelalterliche Szenen.

Die Südsteiermark entpuppt sich verstärkt als beliebte Kulisse für Filmproduktionen.

Mystischer Film. Dieser Tage weilte ein Filmteam aus Lettland beim Weingut Peter Skoff am Kranachberg in Gamlitz und drehte bei prachtvollem Wetter einige Sequenzen zum Kinofilm “Gulfstream under the Iceberg”. “Es ist ein mystischer Film, der im Mittelalter spielt und eigentlich nur in Lettland ausgestrahlt wird”, weiß Ernst Vogl von der Location Austria, die bei Austrian Business Agency vom Wirtschaftsministerium angesiedelt ist.

Darsteller aus Riga. Das Filmteam ist über diese Einrichtung, die internationale Film- und TV-Produktionen nach Österreich bringt und unterstützt, in die Südsteiermark gelangt. Die Hauptdarsteller kommen aus Riga, St. Petersburg und Moskau sowie aus Finnland und sorgen in ihren mittelalterlichen Kostümen bei den Bewohnern für Aufsehen. Einige Komparsen wurden auch aus der Region engagiert.

Drei Teile. Der bekannte Regisseur Yevgenij Pashkevich arbeitet beinahe fünf Jahre an dem Film, der in drei Teilen gedreht wird. Nächste Stationen in Österreich sind die Burg Kreuzenstein und die Bundeshauptstadt Wien. Fertig gedreht wird der Streifen in Riga und auf Malta.

Vom Geschehen beeindruckt. Hausherr Peter Skoff ist vom Geschehen beeindruckt: “Es ist unglaublich, welcher Aufwand für eine Filmsequenz von nur zwei bis drei Minuten getrieben wird. Aber auch die Filmstars geben sich ganz locker und sind von der Region und natürlich unserem Wein begeistert.”

HANS AST

Bild: Ein lettisches Filteam drehte in Gamlitz für einen Historienfilm   Foto: Hans Ast

Greifswalder Sommerakademie Orgel

Greifswalder Sommerakademie

Auf der Greifswalder Sommerakademie Orgel, welche 2008 bereits zum 13.Mal stattfand werden neben deutschen auch Musiker aus dem Baltikum, insbesondere aus Riga und Klaipeda, erwartet. Unter dem Titel Musica Baltica – Musik des Ostseeraumes arbeiten die Tastenspieler an ausgewählten Werken des 16. bis 20. Jahrhunderts und gehen den Merkmalen und Eigenarten der Musik im Ostseeraum nach. Dabei gilt es, sowohl Verbindendes als auch Spezielles – das typisch ›Nordische‹ – in der Musik des Ostseeraums aufzuspüren.
Das war die Greifswalder Sommerakademie 2008

Neben der Orgelarbeit der Teilnehmer umfasste die Sommerakademie 2008 Jahr ein Konzert mit Vokalmusik aus dem 16. Jahrhundert, gesungen von der ›schola stralsundensis‹ unter der Leitung von Maurice van Lieshout sowie eine von Matthias Schneider und TeilnehmerInnen der Akademie gespielte Orgelmatinee mit Musik aus dem Ostseeraum.

Etwas Allgemeines zu Musik im Ostseeraum

Die Musik im Ostseeraum zählt schon lange zu den Schwerpunkten der Forschung am Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft der Universität Greifswald. Sowohl in der institutseigenen Publikationsreihe »Greifswalder Beiträge zur Musikwissenschaft« als auch auf den alle zwei Jahre in Greifswald stattfindenden internationalen Tagungen wurde herausgearbeitet: Die Ostsee war nicht nur Handels- und Transportraum. In den angrenzenden Ländern und Landschaften entwickelte sich eine über Jahrhunderte gemeinsame oder wenigstens vergleichbar strukturierte Musikkultur. Verschiedenste Facetten des Musiklebens im Ostseeraum – von Flensburg bis St. Petersburg, von Turku bis Stettin – standen bisher im Mittelpunkt der Forschungen.

 

Weitere Infomationen können Sie unter anderem an

Prof. Dr. Matthias Schneider richten
Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Matthias Schneider
Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft
Bahnhofstraße 48/49, 17487 Greifswald
Telefon 03834 86-3521
Telefax 03834 594228

matthias.schneider@uni-greifswald.de
Prof. Dr. Walter Werbeck
Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft
Bahnhofstraße 48/49, 17487 Greifswald
Telefon 03834 86-3521
Telefax 03834 594228
 werbeck@uni-greifswald.de

Roswitha Haftmann-Preis 2009 geht an Malerin Vija Celmins

Die amerikanisch-lettische Malerin Vija Celmins erhält den Roswitha Haftmann-Preis 2009. Die mit 150000 Schweizer Franken (rund 92000 Euro) dotierte Auszeichnung ist nach Angaben der gleichnamigen Stiftung der höchstdotierte Kunstpreis Europas. Celmins, die 1938 im lettischen Riga geboren wurde und heute in New York lebt, verstehe es meisterhaft, „die Stärken eines jeden Mediums für sich einzusetzen“, teilte das Kunsthaus Zürich, Mitglied des Stiftungsrats, am Montag mit. Die Malerin werde den Preis im Mai 2009 bei einer Feierstunde im Kunsthaus entgegen nehmen.

vija_celminsCelmins male mit Öl auf Leinwand und mit Kohle auf Papier, und ihre gegenständlichen Motive seien „nicht immer frei von Gewalt“. Vor allem ihre Arbeiten aus den 60er Jahren reflektierten eine „von Krieg und innenpolitischen Aggressionen destabilisierte Welt“, hieß es. Zu den Motiven zählten eine Schusswaffe an einem ausgestreckten Arm und ein brennender Mann, der aus einem Auto steigt. In den vergangenen Jahren habe sich die Künstlerin verstärkt der Natur zugewandt.

Nächtliche Himmelsimpressionen oder Spinnennetze würden mit Fotogravurtechnik abstrahiert und „lösen den Betrachter aus der unmittelbaren Gegenwart heraus“.

Celmins ist nach Maria Lassnig und Mona Hatoum die dritte Künstlerin, die die Auszeichnung erhält. Weitere Preisträger waren etwa Jeff Wall, das Schweizer Künstler-Duo Peter Fischli und David Weiss sowie zuletzt der schottische Videokünstler Douglas Gordon.

Der Roswitha Haftmann-Preis geht auf eine Stiftung der gleichnamigen Zürcher Galeristin (1927-1998) zurück. Haftmann hatte verfügt, lebende Künstler mit einem „namhaften Betrag“ zu ehren. Seit 2001 wird der Preis alle ein bis drei Jahre verliehen. (dpa)

Die einfachste Sache der Welt

VALERIE GERARDS)

Die Kinder und Jugendliche aus drei Ländern vereint beim Bändertanz in der Sälzerhalle, wo der große Gala-Abend stattfand. (FOTO: VALERIE GERARDS)

Gala-Abend der Folklore als Glanzpunkt des Kinder- und Jugendfestivals in Salzkotten

VON VALERIE GERARDS
Salzkotten. Ausgelassen feierte die Salzkottener Danzdeel mit ihren Gästen aus der Tschechischen Republik und Litauen in der Sälzerhalle. Passend zum Motto des 7. internationalen Kinder- und Jugendfestivals, “Europa Kinderland”, wurden die Besucher mit der Europahymne eingestimmt: Junge Leute aus den drei Nationen spielten gemeinsam auf Geigen, Celli, Zymbal, Akkordeon und E-Gitarre.Auch beim Bändertanz präsentierten sich deutsche, tschechische und litauische Kinder in bester Tanzlaune und als eingespielte Gruppe. “Die Idee, solch ein Festival auch für Kinder anzubieten, ist aus einer Laune heraus entstanden”, erinnert sich Initiator Christian Vöcks. Damals war es allerdings noch nicht so einfach, die kleinen Tanzfreunde nach Deutschland zu bringen. “Damals mussten wir Bittschreiben an die Behörden schreiben. Vor vier Jahren, als Kinder aus Indien kommen sollten, mussten sie in der Deutschen Botschaft sogar vortanzen, um zu beweisen, dass sie einer Volkstanzgruppe angehören.” Kontakte knüpfen ist Organisator Vöcks besonders wichtig und funktioniert offensichtlich.

So berichtet Susanne Horstmann-Kohlenberg, wie gut die Verständigung funktioniert. Die zweifache Mutter hatte sich zum ersten Mal als Gastfamilie zur Verfügung gestellt und beherbergt Theresa (12) und Luzie (13). Die Kommunikation klappt mit Händen und Füßen, der Sohn der Familie probiert sein neu erworbenes Englisch an den Gastkindern. “Die Kinder sind viel unterwegs, aber wir nutzen die Essenszeiten zum Kennenlernen. Abends bekommt man die Kinder kaum ins Bett, sie toben gemeinsam, sitzen auf unserem Trampolin und schlecken Eis – man hört nur Kinderlachen”, freut sie sich über ihren Besuch. Jederzeit würde sie wieder Gastkinder bei sich aufnehmen.

Ulrike Birgers zwölfjährige Gäste aus Litauen haben zwar ein eigenes Zimmer zum Zurückziehen, aber das nutzen sie gar nicht. Ganz ohne Englischkenntnisse spielen sie mit den Kindern der Birgers Gesellschaftsspiele. “Sie umarmen sich, zeigen sich gegenseitig, was sie können”, beschreibt Ulrike Birger die Eintracht. “Eine fängt an und macht eine Kerze, die anderen machen nach.”

Volkstanz ist in Litauen Schulfach

Voneinander lernen ist auch die Devise während des Festivals. Die Tanzgruppen bringen sich gegenseitig neue Tänze bei, was vor allem für die Litauer eine leichte Übung sein sollte, ist Volkstanz in Litauen sogar ein Schulfach. Völkerverständigung – für Kinder offenbar die einfachste Sache der Welt.

Kaliningrad: Deutsche Filme bei den „Baltischen Debüts“

Kaliningrad. In Swetlogorsk findet diese Woche das fünfte internationale Kinofestival „Baltische Debüts“ statt. Auch Deutschland ist vertreten: Am Donnerstag präsentiert das „FilmFestival Cottbus“ zwei aktuelle Filme.

Osteuropa begegnet Deutschland in Kaliningrad: Gezeigt werden die Tragikomödie „Du bist nicht allein“ von Bernd Boehlich und das Liebesdrama „Am Ende kommen die Touristen“ von Robert Thalheim, beide 2007 veröffentlicht. Sie stellen die Schwierigkeiten der später Geborenen dar, sich unter der Last der Geschichte einander anzunähnern.

Schwieriges Erbe

„Am Ende kommen die Touristen“ läuft beim Festival „Baltische Debüts“ als einer von zehn Spielfilmen im internationalen Wettbewerb. Der in Deutschland von Kritikern gelobte Film befasst sich mit den Problemen der Erinnerungskultur, umgesetzt in einer Geschichte um den touristischen Rummel im einstigen Konzentrationslager Auschwitz.

Das Cottbuser Festival will mit seinen Beiträgen in Swetlogorsk aber nicht nur unterhalten, sondern auch Partner gewinnen: Interessierten sollen die Perspektiven der deutsch-russischen Filmbeziehungen und Möglichkeiten künftiger Kooperationen mit der Medienregion Berlin-Brandenburg nahe gebracht werden.

„Russland ist in jüngster Zeit zum mit Abstand bedeutendsten Filmproduzenten des gesamten osteuropäischen Raumes wiedererstarkt. Mit unserer Präsenz auf dem aufstrebenden Festival von Swetlogorsk setzen wir ein Signal im immer wichtiger werdenden russischen Raum und lenken vor Ort zugleich die Aufmerksamkeit auf unseren diesjährigen Fokus ‚Baltikum’“, erklärt der Cottbuser Festivaldirektor Roland Rust.

Filme aus Russland, Polen, dem Baltikum und Skandinavien

Bereits seit Montag findet das Kinofestival „Baltische Debüts“ in Swetlogorsk statt.

Noch bis Freitag stellen sich Filme von Newcomer-Regisseuren aus Russland, Deutschland, Polen, Schweden, Norwegen, Finnland und Estland der internationalen Jury aus Regisseuren, Drehbuchautoren, Kameraleuten und Schauspielern.

(sl/.rufo/Kaliningrad)

Ein expressiver Faust in der Oper Halle

Faustas, der litauische Beitrag zum Festival Theater der Welt 2008

Mit Goethes Faust (Der Tragödie erster Teil) inszenierte der Litauer Eimuntas Nekrosius erstmals einen deutschen Klassiker. Klassisches Regietheater in Halle (Saale), des sonst sehr modernen  Theaterfestivals.

Bild: Gott (Povilas Budrys) und Mephisto (Salvijus Trepulis) schließen plaudernd die Wette ab.

Den Theaterbesuchern verlangte Nekrosius am Donnerstag in Halle (Saale) vieles ab: mehr oder weniger gründliche Kenntnis von Goethes Faust I und vier Stunden Ausdauer.
Auch die textfesten Besucher waren für die deutschen Obertitel dankbar. Denn Eimuntas Nekrosius verzichtete in seiner Inszenierung auf Szenen, wie u.a. den Auberbachskeller, die Walpurgisnacht oder den Osterspaziergang; die an deutschen Schulen exzessiv durchgepaukt werden.
Und die die Gäste des Festival "Theater der Welt" 2008 wurden mit ausdrucksstarken Bildern belohnt. Bilder, die den Faust ohnehin auf einer zweiten Ebene erzählten, sie waren nicht nur Illustration. Trotz der 240 Minuten kann nicht gesagt werden, auf welches man hätte verzichten wollen oder können.

Kommst du nur immer anzuklagen?

Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?

Bild: Gretchen (Elzbieta Latenaite) und Faust (Vladas Bagdonas) in Faustas beim Festival "Theater der Welt" 2008 in Halle (Saale)

Denn wenn Gott ächzend und schwitzend die Welt in Bewegung hält, während Luzifer lustvoll auf tönerne Herzen schießt, dann war es nicht nur der Prolog, sondern ein erheiternder Einstieg in die Geschichte des Doktor Faust. Und Eimuntas Nekrosius bot noch mehr dieser Szenen, mit sparsamer Ausstattung und dennoch großer Wirkung. Er verzichtet auf technischen Schnick-Schnack und lässt die Schauspieler des Ensembles „Meno furtas“ (Vilnius) ausdrucksstarke Bilder zeichnen.
Mephisto, hervorragend gespielt von Salvijus Trepulis, gab sich respektlos und selbstherrlich. Das Geplauder mit Gott hatte Züge einer Kumpelei, welches schließlich in DER Wette endete.
Nekrosius reduziert die Inszenierung weitgehend auf die Begegnungen zwischen Mephisto und Faust

O glücklich, wer noch hoffen kann,

Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!

Vladas Bagdanos mimte einen weltfremden Faust; ein Intellektueller, der sich mit dem Leben außerhalb seines Studierzimmers nicht so recht auskennt. Ein unzufriedener Erdbewohner, der bereits nach Doping lechzt, um seine eigenen Grenzen zu durchbrechen – da traf Mephisto auf ein williges Opfer.
Und seine Gehilfe Wagner (Povilas Budrys) gab sich gelangweilt, fast genervt. Er war eher darauf bedacht, den aüßeren Schein des Doktor Faust zu wahren und korrigierte immer wieder die Gesten seines gelehrten Herrn.

Und kurz und gut, ich gönn Ihm das Vergnügen,

Gelegentlich sich etwas vorzulügen;

Doch Gretchen war der aufgeregte Gegenpol des bisher gesetzten Spiels. Die junge Elzbieta Latenaite debütierte in dieser Rolle und war wunderbar und erfrischend anzuschauen, in ihrer Unsicherheit und ihrem fast irren Verlangen, dass sich der alte Faust zu ihr bekennen möge. Nekrosius setzte hier nicht auf Erotik, sondern auf Liebreiz. Es dominierte das Werben des Gretchen um Faust. Während der gelehrte Herr in Sehnsucht schwelgte aber doch zu feige war für einen offenen und ersten Schritt.

Der litauische Regisseur Eimuntas Nekrosius inszenierte erstmals einen deutschen Klassiker. Ich habe mich zu hoch gebläht,

In deinen Rang gehör ich nur.

Bild: Der litauische Regisseur Eimuntas Nekrosius inszenierte erstmals einen deutschen Klassiker.

Eimuntas Nekrosius legte in seiner Inszenierung den Schwerpunkt auf Mephisto und die Verführbarkeit des Dr. Faust, deren Pakt mit einem dicken Seil festgezurrt wurde.
Er ließ die schwarze Geisterschar poetische Theaterbilder zeichnen. Einprägsam und eindrucksvoll das Osterfeuer und der Altar aus Spinnrädern oder das Spiel mit dem Irrlicht.

Auch wenn der Regisseur die Aufmerksamkeit der Zuschauer mit der unterlegten Musik, die fast einschläfernd wirkte, arg strapazierte, so schaffte es Nekrosius die Spannung aufrecht zu erhalten.

Zugegeben, Faustas ist schwere Theater-Kost – wegen seiner Länge und der auf litauisch vorgetragenen Texte. Doch wer dem klassischen Regietheater zugeneigt ist, war am Donnerstag, beim Festival "Theater der Welt" 2008, in der halleschen Oper voll auf seine Kosten gekommen, erst recht wegen der hervorragenden Darsteller von Mephisto, Gretchen und Faust.

Die Klänge des Ostens: Baltisches beim Münsterlandfestival

Die Appetitanreger stehen schon bereit, auch wenn das ganze Buffet noch nicht eröffnet ist. Will heißen: Das komplette Programm des Münsterlandfestivals pART 4 wird erst im August vorgestellt, doch gelockt wird bereits und die ersten Konzerte sind auch schon buchbar.

Bild: Die Klassikschwestern aus Lettland: Baiba und Lauma Skride.

Traumschwestern

Dreimal wird das Konzert-Theater Coesfeld Künstler des Festivals beherbergen. Besonders stolz ist Intendantin Dr. Ulrike Hoppe-Oehl, Baiba und Lauma Skride ankündigen zu können: „Es ist nicht leicht, die Schwestern zu engagieren.“ Doch Festivalleiterin Christine Sörries war hartnäckig und hat sich nicht von der ersten Absage abschrecken lassen. Sörries erklärt den Agenturen immer wieder geduldig, was es mit dem Münsterlandfestival auf sich hat, dass hier einer ganzen Region fremde Kulturen umfassend präsentiert werden. „Viele Künstler haben daraufhin trotz vollem Terminkalender zugesagt, weil sie die Idee gut finden und hier ihr Land vorstellen wollen“, so Sörries.

Violinistin Baiba Skride und ihre Schwester und Pianistin Lauma sind in Lettland geboren und haben eine beachtliche Karriere hingelegt. Die beiden werden als das „kammermusikalische Traumpaar“ gehandelt, erhielten unabhängig voneinander den Echo-Klassik-Preis als beste Nachwuchskünstlerin. Wer schon mal von der baltischen Klassik kosten möchte, dem sei die CD „The Duo Sessions“ (Sony/BMG, ca. 20 Euro) empfohlen: absolute Harmonie im Zusammenspiel, leicht, unbekümmert, lustvoll.

Begehrter Jazz
Das Jazz-Konzert von Lars Danielsson (Bass) und Leszek Mozdzer (Klavier) musste von der Studiobühne bereits in den großen Saal verlegt werden, weil der Andrang nach Karten so groß war. Die Polin Anna Maria Jopek, da ist sich Sörriers sicher, wird auch viel Publikum anziehen. „Sie ist mittlerweile hier profiliert.“

Szeniger Baltic-Pop

Ansonsten hat die Festivalmacherin hauptsächlich Künstler eingeladen, die zwar Spitzenklasse sind im eigenen Land, bei uns aber noch unbekannt. Aga Zaryan: Polens führende Jazzsängerin. Oder die Milky Lasers: szeniger Baltic-Pop aus Litauen. Sörries reiste zur optimalen Künstler-Recherche extra nach Riga und Vilnius, besuchte Konzerte und ließ sich Tipps von Insidern in Plattenläden, aber auch von den Botschaftern der Länder geben.Über 70 Veranstaltungen mit Konzerten, Lesungen, Ausstellungen und Filmen umfasst das Festival, das in und mit den Kreisen Coesfeld, Steinfurt, Borken und Warendorf und mit der Aktion Münsterland durchgeführt wird.

DIE KONZERT-HIGHLIGHTS IM ÜBERBLICK

30. August: Aga Zaryan, Campus Bense, Ulrich Bense GmbH, Borkener Straße 134 a
12. September: Milky Lasers, Dülmen, Parkhausgarage vom Alten Kino und am 13. September in der Gempthalle in Lengerich, jeweils 20 Uhr
18. September: Kristjan Randalu Quartet, Warendorf, Theater am Wall und am 20. September in Lüdinghausen, Burg Vischering
21. September: Riga Saxophone Quartett & Nic Gotham, Schloss Nordkirchen, 18 Uhr
26. September: Lars Danielsson & Leszek Mozdzer, Konzert Theater Coesfeld, 20 Uhr
27. September: Siiri Sisask & Jälg, Billerbeck, Kolvenburg
30. September: Baiba und Lauma Skride, Konzert Theater Coesfeld
19. Oktober: St. Christopher Chamber orchestra of Vilnius, im Rahmen der Schlosskonzerte Nordkirchen, Oranienburg, 18 Uhr
23. Oktober: Anna Maria Jopek, Konzert Theater Coesfeld, 19.30 Uhr

Karten für die Konzerte im Konzert Theater Coesfeld können unter Tel. (0180) 5 396000 (0,14 Euro pro Minute) oder auf der Internetseite des Theaters bestellt werden. Infos zu den anderen Konzerten gibt es auf der Seite des Münsterlandfestivals.
www.konzerttheatercoesfeld.de
www.muensterlandfestival.de

MÜNSTERLAND Wie klingt die Musik des Ostens? Nach Plattenbau und einsamen Stränden an der kurischen Nehrung? Nicht wirklich. Chillig, jazzig, swingend, poppig, das sind die Klänge von Polen und dem Baltikum. Nicht kühl, sondern cool. Das Münsterlandfestival pART 4 stellt sie vom 29. August bis 26. Oktober vor.

Björk – die Außerirdische

Vilnius (RPO). Sind tausende Litauer Anhänger einer Außerirdischen-Sekte – oder wen jubeln sie da auf der Bühne an? Die Gestalt sieht aus wie Björk – nur noch etwas abgehobener als sonst. Tatsächlich. Es ist die isländische Sängerin. In gelb-goldenen Rüschen und mit bunter Kriegsbemalung im Gesicht zeigte sie, dass sie ihren exzentrischen Kleidergeschmack mit den Jahren nicht abgelegt hat.

Sängerin Björk (42) ist anders als die Anderen. Das hat die Isländerin schon immer gerne bewiesen. Nicht nur ihre Musik, auch ihr Gesangsstil und ihre ausgefallenen Kleider sind unvergleichlich und lassen sich in keine Schublade pressen. Wen wundert’s – immerhin kommt die Sängerin aus dem Land, in dem viele Menschen an Elfen glauben.

Vielleicht war ihr Outfit bei einem Konzert in der litauischen Hauptstadt Vilnius ja auch als Elfen-Kostüm gedacht. Auffällig war es auf jeden Fall. Einen gelb-goldenen Stoff hatte Björk am Montagabend um sich geschlungen, an der Seite baumelte eine Kugel aus buntem Stoff, die Beine steckten in silbernen Leggings. Und im Gesicht? Da trug sie extra dick auf – und versteckte ihre Stirn hinter bunten Farben, das Muster erinnerte ein wenig an die Klingonen aus Raumschiff Enterprise.

Der erste auffällige Auftritt der zweifachen Mutter ist das nicht. Aufsehen erregte Björk unter anderem durch ein Schwanenkleid auf dem Roten Teppich bei der Oscar-Verleihung und ihren blauen Federschmuck auf dem Hurricane-Festival. Im August 2004 sang Björk während der Eröffnungszeremonie zu den Olympischen Sommerspielen in Athen ihr Lied „Oceania“. Während sie sang, entfaltete sich ihr Kleid zu einem 900 m² großen Tuch, auf dem eine Karte der Welt zu sehen war.   Björk selbst bezeichnet sich übrigens als Modeopfer. Frühe Kindheitserlebnisse seien daran schuld, dass sie ein Faible für schräge Mode habe.     

Björk wurde in der isländischen Hauptstadt Reykjavik geboren, fing schon früh mit dem Musizieren an und wurde als Sängerin der Band „Sugarcubes“ berühmt. Ihren ersten internationalen Solo-Erfolg feierte sie mit der Single „Human Behaviour“.