Scandlines stellt Fährlinie zwischen Jütland und Litauen ein

178516 Rostock (ddp) Die Reederei Scandlines stellt ihre Fährverbindung zwischen Jütland in Dänemark und Litauen bis spätestens Mitte Dezember ein. Ein Unternehmenssprecher begründete die Entscheidung heute in Rostock unter anderem mit dem rückläufigen Ladungsaufkommen. Zudem würden sinkende Marktpreise, drastische Kostensteigerungen und die Finanzkrise die Entwicklung der Route Arhus-Aabenraa-Klaipeda derart stark beeinflussen, dass langfristig keine Verbesserungen auf dieser Linie zu erwarten seien, sagte er. Die Fähre auf dieser Strecke soll später auf anderen Verbindungen zum Einsatz kommen.

Nach Wahlen zeichnet sich in Litauen Regierungswechsel ab

u_Litauens_President_Adamkus_gibt_seine_Stimme_abDie Vaterlandsunion gewann die Parlamentswahl. Das umtrittene Atomkraftwerk Ignalina dürfte in Betrieb bleiben.

Die konservative Opposition ist laut Nach-Wahlbefragung Sieger der Parlamentswahl in Litauen. Die regierenden Sozialdemokraten kamen nur auf rund 14 Prozent.

Bei der ersten Runde der Parlamentswahlen in Litauen hat das Oppositionslager wie erwartet gegen den sozialdemokratischen Regierungschef Gediminas Kirkilas und dessen Koalitionspartner gewonnen. Wie die Wahlkommission in Vilnius nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmen mitteilte, lag die Vaterlandsunion des konservativen Spitzenkandidaten Andrius Kubilius mit 19,6 Prozent vorn. Die populistische Gruppierung Nationale Wiedergeburt des TV-Unterhaltungsstars Arunas Valinskas belegte mit 15,2 Prozent überraschend den zweiten Platz.

Die dritthöchste Stimmenzahl mit 12,8 Prozent erreichte die ebenfalls als populistisch geltende Partei Ordnung und Gerechtigkeit von Ex-Präsident Rolandas Paksas. Kirkilas’ Sozialdemokraten kamen auf 11,8 Prozent. An fünfter Stelle folgte die Arbeitspartei des russischstämmigen Industriellen Viktor Uspaskich mit 9,2 Prozent. Knapp über die Fünf-Prozent-Klausel kamen zwei liberale Parteien.

Beim zweiten Wahlgang am 26. Oktober wird über die zweite Hälfte der 141 Sitze in Litauens Parlament Seimas in einer Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten entschieden. Im ersten ging es um 70 Mandate nach Parteilisten. Seit Erlangung der Unabhängigkeit Litauens 1991 von der damaligen Sowjetunion haben elf Ministerpräsidenten amtiert. Die Möglichkeiten für eine neue Regierungskoalition gelten als völlig offen.

Wegen Beteiligung von weniger als 50 Prozent der Stimmberechtigten wurde das Ergebnis einer Volksabstimmung über das Atomkraftwerk Ignalina als nicht als gültig gewertet. Die Initiatoren wollten eine Verlängerung der Laufzeit erreichen und bekamen dafür eine klare Mehrheit. Nach einer Vereinbarung mit der EU soll das zu Sowjetzeiten gebaute Kernkraftwerk, das 75 Prozent des litauischen Strombedarfs deckt, bis 2009 komplett abgeschaltet werden. Litauen ist 2004 zusammen mit seinen baltischen Nachbarn Lettland und Estland der EU beigetreten.

Bild: (c) REUTERS (Ints Kalnins) – Litauens President Adamkus gibt seine Stimme ab

1.Wettkampftag beim Baltic Cup

37ca0c47c8 „Die jungen Sportler haben sich alle gut eingebracht und rudertechnisch eine gute Leistung geboten“, fasst die zuständige Junioren-Bundestrainerin Brigitte Bielig die Ergebnisse des 1. Wettkampftages beim Baltic Cup in Tampere/Finnland zusammen. „Der Baltic Cup ist auch in diesem Jahr ein guter Einstieg in die neue Saison und für die gesamte Mannschaft eine hohe Motivation für die kommenden Aufgaben“, so Brigitte Bielig. Fünf Gold-, eine Silber- und vier Bronzemedaillen haben die deutschen Nachwuchsruderer auf dem Kaukajärvi See errudert und sind ein deutliches Zeichen in Hinblick.

 

Juniorinnen Doppelzweier

Judith Sievers und Nele Schürmann (beide Kappeln) nehmen am ersten Wettkampftag als erstes deutsches Boot den Kampf um die Medaillen auf. Im Finale können sie dabei nahtlos an ihre guten Leistungen des Vorlaufs anknüpfen und gewinnen ihr Rennen in souveräner Manier vor ihren Kontrahentinnen aus Polen und Litauen. Bootstrainer Michael Schürmann war sichtlich zufrieden mit dem Rennverlauf seiner Schützlinge und sieht in diesem Resultat ebenfalls eine Motivation. „Wir freuen uns, dass wir bereits zu diesem Zeitpunkt der neuen Saison dieses Leistungsniveau erreichen konnten, jedoch werden wir dieses Ergebnis hier in Tampere auch nicht überbewerten.“, so Michael Schürmann direkt nach dem Sieg seines Doppelzweiers.

Juniorinnen Vierer-ohne

 

Luisa Gärtner (München), durfte nicht nur die deutschen Farben bei der Eröffnungsfeier am Samstagvormittag als Repräsentantin vertreten, sondern führte ihre Mannschaft von der Schlagposition aus zu einem bravourösen Start-Ziel-Sieg im Zwei-Boote-Feld gegen die Russinnen. Schon frühzeitig konnten sich die vier jungen Ruderrinnen Marie Theis (Mainz),  Lisa Mohr (Ingelheim), Lea Piepenbrink (Würzburg) gemeinsam mit ihrer Schlagfrau von ihren Gegnerinnen absetzen und somit den Kampf gegen die Uhr aufnehmen. „Auch wir sind froh, dass wir unseren Weg in die Saison mit dem Baltic Cup beginnen konnten. Das Zwei-Boote-Feld war sicherlich nicht zufrieden stellend, aber wir konnten unter Wettkampfbedingen unsere guten Trainingsleistungen bestätigen“, fasst der zuständige Bootstrainer Tom Schüler (München) die Leistung seiner Mannschaft zusammen.

Juniorinnen Einer

Lena Rauschenbach durfte als amtierende Jahrgangsmeisterin die Nationalfarben in dieser Bootsklassen vertreten und die sympathische Schülerin aus Bramsche löste die ihr anvertraute Aufgabe mit Bravour. Als Vorlauf-Zweite ging sie im voll besetzten 6-Boote-Feld an den Start und ließ durch ihren kämpferischen Einsatz keine Zweifel an ihrer Nominierung aufkommen. In einem beherzten Rennen setzte sie sich unter den vielen Anfeuerungsrufen der deutschen Trainer und Athleten im Endspurt im Kampf um die Bronzemedaille gegen die Ruderin aus Estland durch. Gold ging in diesem Rennen an Russland vor Lettland.

Juniorinnen Zweier-ohne

Kristina Franck (Hamburg) und Marie Wintjen (Bremen) vertreten in einem Vier-Boote-Feld die deutschen Farben. Die beiden Nordlichter haben in dieser Saison bereits ihre ersten Erfahrungen im Junior A-Bereich gesammelt und können ihre Erfahrung im Kampf um die Medaillen ausspielen. Obwohl sie bereits zur Streckenhälfte das Nachsehen gegen die starken Lettinnen haben, gelingt es ihnen, ihren Vorsprung auf die Drittplatzierten Ruderinnen aus Russland auszubauen. Schließlich errudern sich die beiden Deutschen von Trainer Dirk Brockmann die Silbermedaille.

Juniorinnen Doppelvierer

In der Besetzung Caroline Hackler (Laubegast), Jenny Medow (Breisach), Alessa Boschert (Mannheim) und Vivien Spahn (Potsdam) geht der Juniorinnen Doppelvierer von Trainerin Uta Salomon an den Start. Mit einer offensiv ausgerichtet Renntaktik übernimmt das deutsche Boot schnell die Führung, die sie bis zur Ziellinie nicht mehr aus der Hand gibt: Start-Ziel-Sieg für das DRV-Boot. Silber geht mit einem Rückstand von einer Bootslänge an Lettland, die sich ihrerseits deutlich vor dem Quartett aus Estland behaupten können.

 

Junioren Doppelzweier

„Die Strecke war heute einfach 500 Meter zu lang für uns“, fasste Thomas Wetzelt die Leistung seiner noch jungen Mannschaft bereits kurz nach der Zieldurchfahrt sachlich zusammen. Die beiden Leipziger Sebastian Heinrich und Florian Eidam, die als amtierender Jahrgangsmeister in dieser Bootsklasse ihre Wettkämpfe bis vor kurzer Zeit ausschließlich über die 1.500 Meter Strecke bestritten, zeigten dennoch eine kämpferisch tadellose Vorstellung. Mutig und entschlossen setzten sich die beiden Sachsen bis zur 1.000 Meter-Marke an die Spitze des Feldes, welche sie jedoch nach zahlreichen Zwischenspurts der Polen und Litauer an der 1.500 Meter-Marke abgeben mussten. Zwei Längen vor dem russischen Doppelzweier sicherten sich die beiden 16-jährigen dann hinter den besagten Teams die Bronzemedaille.

 

Junioren Vierer-ohne

Riesengroß war die Freude im Boot des deutschen Vierers. Sie konnten das Ergebnis sowie ihren Sieg mit letztlich einer guten halben Länge Vorsprung vor den zweitplatzierten Polen kaum fassen. Bei leicht einfallendem Seitenwind hatten die Ruderer Karl von Twickel, Jens van den Wyenbergh (beide Münster) sowie Michael Kreisel und Henry Gieseler (beide Nürtingen) Probleme ins Rennen zu finden. Bis zur 1.000 Meter-Marke gelang es zunächst den Dänen, sich mit ihrer offensiven Fahrweise mit einer Länge vom Feld und zwei Längen zum deutschen Boot abzusetzen. Auf der zweiten Streckenhälfte spielte das DRV-Quartett dann jedoch seine physischen Stärken aus und fuhr an die führenden Teams heran, um dann im Endspurt auf den letzten 250 Metern den Sieg klar zu machen. Unter großer Freude der beiden Trainer Rolf Warnke (Münster) und Sascha Hustoles (Nürtingen) nahm die Mannschaft ihre Goldmedaille entgegen.

 

Junioren Einer

Im spannendsten Rennen des Tages gingen die drei Medaillengewinner im Junioren-Einer innerhalb von 1/2 Sekunde über die Ziellinie. Gut präsentiert hat sich in diesem Feld auch der deutsche Ruderer Felix Bach (Potsdam).Heute jedoch muss auch er anerkennen, dass die olympische Distanz für ihn eine neue Erfahrung ist. Letztlich hat aber auch Felix Bach heute mit dem Gewinn der Bronzemedaille bewiesen, dass die jungen Nachwuchsruderer das in sie gesetzte Vertrauen ausnahmslos bestätigen.

 

Junioren Zweier-ohne

Ein reines Vereinsboot vom Berliner RC geht hier aus deutscher Sicht an den Start im Rennen des Junioren Zweier-ohne. Dass es in diesem vollen 6-Boote-Feld in dieser anspruchsvollen Bootsgattung im Kampf um die Medaillen nicht einfach wird, war sowohl dem Schlagmann Anton Kuzmenko, seinem Partner Richard Lorenz, aber auch Bootstrainer Thomas Naumann klar. Um so höher ist den beiden Berlinern der Gewinn der Bronzemedaille anzurechnen. Das DRV-Duo, an der 1.000 Meter-Marke noch auf Silberkurs, musste sich immer wieder den Angriffen der Norweger und Schweden erwehren und konnte durch eine gute kämpferische Leistung die Bronzemedaille letztlich hinter den Litauern und Schweden sichern.

 

Junioren Doppelvierer

In überzeugender Manier sicherten sich die Ruderer Paul Heinrich (Rostock), Clemens Kuhnert (Magdeburg), Timo Piontek (Essen) und Michel Overlack (Radolfzell) unter den Augen der Junioren-Bundestrainerin Brigitte Bielig mit einem Start-Ziel-Sieg die Goldmedaille. Sichtlich erfreut über die Leistung seiner Mannschaft, die im Finale nahtlos an den Vorlaufsieg anschloss, war auch Bootstrainer Klaus Weber (Radolfzell). Auf den Plätzen zwei und drei folgten Estland und Norwegen.

 

von Nils Budde, Jugendsekretär

Litauische Ordensfrau und Nationalheldin Nijole Sadunaite 70

imageLitauen – Mut, Aufopferungsbereitschaft und Heldentum machten die Ordensfrau Nijole Sadunaite über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Im deutschsprachigen Raum lenkte in den 70er Jahren vor allem der Wiener Priester-Journalist Rudolf Schermann (Pseudonym: Gerd Hamburger) die Aufmerksamkeit auf sie. US-Präsident Ronald Reagan bezeichnete die Ordensfrau 1988 als »wahre Vorkämpferin« gegen die kommunistische Unterdrückung.

Für die Litauer verkörpert sie das, was für die Franzosen Jeanne d’Arc bedeutet. Schon als Kind erlebte Nijole Sadunaite die Repressalien des kommunistischen Geheimdienstes gegenüber ihren religiös eingestellten Eltern. Gerne wäre die begabte Sportlerin Trainerin geworden – doch in der kommunistischen Zeit durften nur Atheisten studieren. Sie fand Arbeit als Schreibkraft in einer Fabrik und wurde schließlich Krankenschwester. Wegen Vervielfältigung der Untergrundpublikation »Chronik der Litauischen Katholischen Kirche«, die Menschenrechtsverletzungen und religiöse Verfolgung durch das KP-Regime dokumentierte, wurde sie im Sommer 1974 verhaftet und für sieben Jahre in sibirische Straflager verschleppt.

Nach ihrer Entlassung tauchte Nijole Sadunaite fünf Jahre in Vilnius unter. Das KGB fahndete erfolglos nach ihr – nicht nur in Litauen, sondern auch in Lettland, in der Ukraine und in Russland. Denn es war nicht gelungen, die weitere Verbreitung der »Chronik« zu stoppen und deren Autoren dingfest zu machen. Ihre Bekannten wurden beschattet, eingeschüchtert und bespitzelt. Aber selbst ein Auto als Kopfgeldprämie brachte keinen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort. »Gegen den allmächtigen Gott sind Sie ein Nichts«, erklärte sie einem jungen KGB-Mann – und versprach, für ihn zu beten.

Heute verläuft das Leben der bescheidenen Ordensfrau in ruhigeren Gewässern. Sie kümmert sich um bedürftige Menschen und macht kein Aufhebens um ihre Person.

Am 22. Juli 2008 wurde Nijole Sadunaite 70 Jahre alt.

Gedanken zur Zeit: "Lettland ist nach Irland umgezogen"

Wer aufgewühlt das Museum der Okkupation in Lettlands Hauptstadt Riga verlässt, liest diese letzte Tafel: "Während der sowjetischen und deutschen Besatzung verlor Lettland 550 000 Menschen, ein Drittel seiner Bevölkerung, durch Mord, Krieg, Deportation oder Flucht."

Die Deutschen kommen mittlerweile als Touristen, ohne Arg. Eine Viertelmillion Russen lebt ohne lettischen Pass im Land. Nach Georgien schleicht die Furcht in die Glieder: Was ist, wenn die russische Armee ins Land einfällt – angeblich auf Bitten ihrer Landsleute?

Fahren wir nach Lettland, spazieren wir auf dem breiten Strand von Jurmala, einem der schönsten der Ostseeküste. Er ist 33 Kilometer lang und bietet alles, was Urlauber schätzen: feiner Sand, 4000 bunte Holzhäuser, hübsche Villen.

Das Wasser ist sauber, weil nach dem Ende der sowjetischen Besatzung die Zellulose-Fabrik geschlossen und eine Kläranlage gebaut wurde. Nur so richtig warm wird das Wasser der Ostsee wohl erst, wenn durch den Klimawandel Palmen statt Kiefern wachsen sollten.

Im Kiefernwald abseits des Strands stehen die neuen Villen aus Stein, die Häuser der Millionäre, die sich nach der Wende ein großes Vermögen aufbauten. Der Chef einer Bank hat sich ein kleines Dorf gebaut, nur für sich und seine Gäste mit Tennishalle und Schwimmbad. Da er kein Grundstück fand, das groß genug war für seine Ansprüche, kaufte er der Stadt für eine halbe Million eine komplette Straße ab.

Schnäppchen gibt es nicht mehr, die Grundstückspreise ähneln langsam denen am Starnberger See nahe München. Alles, wirklich alles wird teurer. Es ist paradox, aber die Bürger von Riga nehmen morgens den Billigflieger nach Berlin, um am Kudamm preiswert einzukaufen. Und die Textilfabrik vergibt wegen der hohen Löhne, die nirgends in der EU so stark steigen, Aufträge nach Weißrussland.

Die 2,3 Millionen Letten, die nicht zu den 2000 Millionären zählen, sorgen sich um ihre Zukunft – wie Klujeva, deren Augen feucht werden, wenn sie von der rapide gestiegenen Grundsteuer erzählt, die viele Alteingesessene im mondänen Badeort nicht mehr bezahlen können; die von der Geldentwertung spricht, fünfmal so hoch wie in Deutschland; und von Krediten, die viele nicht mehr bedienen können.

Diese Kredite verhalfen vielen, nach der Wende Häuser oder Wohnungen zu erwerben, auch dank der Gutscheine, mit denen Bürger das herrenlose Eigentum erwerben konnten. Ansprüche von Alteigentümern, wie in Deutschlands Osten, gab es kaum.

Die goldenen Zeiten Lettlands begannen – und enden zur Zeit jäh. Das Drama, das zwischen Dresden und Rostock schon lange spielt, wiederholt sich zwischen Liepaja, wo Oliver Kahns Vater geboren wurde, und Daugavpils. Vorzugsweise junge Menschen wandern gen Westen, lassen Deutschland links liegen und streben auf die britischen Inseln.

"Lettland ist nach Irland umgezogen", sagt Klujeva. 80 000 wandern Jahr für Jahr aus. Das ist viel in einem Land, das nicht einmal so viele Einwohner wie Berlin hat.

Eher unwillkommen sind die Briten, die Woche für Woche mit Billigfliegern kommen, ihren Abschied vom Junggesellen-Dasein mit reichlich Alkohol feiern und nicht selten zur Randale neigen. "Riga wird zur Hauptstadt des Sextourismus und der englischen Rabauken", fürchtet Klujeva um die Zukunft der lettischen Hauptstadt, deren lebendige Altstadt zum Weltkultur-Erbe zählt.

Wer an einem warmen Spätsommer-Abend durch Riga flaniert, wird nicht früh ins Bett kommen. Die Stadt singt regelrecht – und dies hat nicht nur mit der Vorliebe der Letten zu tun, unentwegt ein Lied auf den Lippen, zumindest im Kopf zu summen.

Riga ist eine wunderschöne Stadt mit 800 Jugendstil-Villen, Backsteingotik und romanischen Kirchen, protzigen Bürgerhäusern, einem 700 Jahre alten Schloss und mittendrin dem prachtvollen Schwarzhäupterhaus, in dem sich einst unverheiratete Kaufleute zu einer Bruderschaft versammelten.

Eine Inschrift an der Fassade in deutscher Sprache verweist auf die lange deutsche Geschichte, auf Albert von Bremen, der Riga gründete, Deutschritter-Orden und Hanse – und Richard Wagner, der als Dirigent in Riga wirkte und seine Oper "Rienzi" schrieb.

Die junge Republik Lettland, vor 90 Jahren gegründet, ist ein westliches Land, was die Gegenwart ebenso bezeugt wie ihre Geschichte, in der aus dem Westen hoher kultureller Gewinn ebenso kam wie Unterwerfung und schlimmstes Leid.

Paul-Josef Raue

Litauen stellt diplomatische Beziehungen zum Kosovo her

Die baltische Republik Litauen hat zum 1. September die diplomatischen Beziehungen zum Kosovo hergestellt.

Das geht aus einer am Freitag in Vilnius veröffentlichten Erklärung des litauischen Außenamtes hervor. “Ein dahingehender Beschluss wurde vom litauischen Parlament am 6. Mai und von der Regierung am 16. Juli gefasst.”

“Litauen geht davon aus, dass der Fall Kosovo einmalig ist und nicht als Präzedenzfall für die Beilegung anderer eingefrorener Konflikte genutzt werden kann”, heißt es in dem Papier.

Baltikum fordert offenbar NATO- Verteidigungsplan

Berlin (AFP) – Unmittelbar vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Baltikum werden dort Klagen über einen mangelhaften Militär-Schutz durch die NATO laut. Das berichtet die “Bild”-Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Demnach beklagt besonders der estnische Präsident Toomas Ilves intern, dass die NATO keinen fertig ausgearbeiteten Verteidigungsplan für das Baltikum habe. Somit wären Estland, Lettland und Litauen einem möglichen russischen Angriff schutzlos ausgeliefert, befürchtet die Führung Estlands, in dem knapp jeder Dritte Bewohner russischstämmig ist.

Merkel reist heute nach Schweden und ins Baltikum. Erste Station ist Stockholm, wo Merkel mit Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt zusammentrifft. Zudem hält die Kanzlerin eine Rede vor der deutsch-schwedischen Handelskammer. Am Dienstag reist Merkel zu Gesprächen mit der estnischen Regierung nach Tallinn weiter. Letzte Station ist Litauen, wo die Kanzlerin am Dienstagabend unter anderem mit Staatspräsident Valdas Adamkus sprechen will. Ein zentrales Thema wird der Konflikt im Kaukasus sein. Daneben geht es um Fragen der Europapolitik.

Estland erwägt Grand Prix-Boykott

Dima Bilan

Nun überschattet die politische Lage auch die Welt der Popmusik: Im Baltikum denkt man darüber nach, den Eurovision Song Contest in Moskau zu boykottieren. Auch eine Alternativ-Veranstaltung in Estland wird erwogen.

Wegen der russischen Einsätze im Georgien-Krieg erwägt Estland, nicht am Eurovision Song Contest in Moskau teilzunehmen. Auch Litauen und Lettland sollen bei dem Boykott mitmachen. Die georgische Kulturministerin Laine Janes schlug am Donnerstag eine entsprechende «Geste der Solidarität» mit Georgien durch die drei ehemaligen Sowjetrepubliken vor.

Wie die österreichische Zeitung «Die Presse» berichtete, wolle sie die Entscheidung aber nicht überstürzen und sich zunächst mit den Musikern sowie den Verantwortlichen des Estnischen Radios (ERR) beraten. Der nächste Eurovision Song Contest findet im Mai 2009 in Russland statt.

Nur eine «Haltungsdemonstration»

Rundfunkchef Margus Allikmaa sagte der baltischen Nachrichtenagentur BNS, er wünsche sich zu dem Thema eine «öffentliche Debatte» mit dem Publikum und Vertretern der Unterhaltungsindustrie. Eine mögliche Nicht-Teilnahme sehe er nicht ausdrücklich als «Boykott» an: Sie sei lediglich eine «Haltungsdemonstration» zu den Ereignissen in Georgien.

Im Gegensatz zu Janes möchte Allikmaa eine schnelle Entscheidung herbeiführen, weil im Falle einer Teilnahme schon bald die Vorbereitungen für die Musiker beginnen müssten. Im Falle einer Absage könne eine eigene Alternativ-Veranstaltung in Estland in Erwägung gezogen werden, so der Radiochef.

Dass die Russen im kommenden Jahr das größte Musikevent der Welt – mit Zuschauern sogar in Kanada und Australien – ausrichten, haben sie ihrem Popstar Dima Bilan zu verdanken. Er hatte im Mai in Belgrad mit der Ballade «Believe» den Sieg und damit die Austragung des Wettbewerbs nach Russland geholt. Damit findet nach Estland, Lettland und Ukraine der ESC zum vierten Mal in einer früheren Sowjetrepublik statt. (nz)

Estland will Eurovision Songcontest in Moskau boykottieren

Wegen des Georgien-Kriegs erwägt Estland, nicht am nächsten Songcontest in Moskau teilzunehmen. Auch Lettland und Litauen sollen bei der gemeinsamen Solidaritätsaktion mitmachen.

Der nächste Eurovision Songcontest soll im Frühling 2009 in Moskau stattfinden. Estland überlegt nun, die Veranstaltung aufgrund des Georgien-Kriegs zu boykottieren. Kulturministerin Laine Janes regte am Donnerstag ein gemeinsames Vorgehen mit Lettland und Litauen an. Sie begündet ihr Vorhaben als eine "Geste der Solidarität" mit Georgien durch die drei ehemaligen Sowjetrepubliken. Janes wolle die Entscheidung aber nicht überstürzen und sich zuerst mit den Musikern sowie dem Estnischen Rundfunk beraten.

Rundfunkchef Margus Allikmaa schlug daraufhin eine öffentliche Debatte zu dem Thema vor. An dieser sollen sowohl das Publikum als auch Vertreter der Unterhaltungsindustrie teilnehmen. Gegenüber der baltischen Nachrichtenagentur BNS sagte Allikmaa, dass er eine mögliche Nicht-Teilnahme nicht ausdrücklich als "Boykott" sehe. Es sei lediglich eine "Haltungsdemonstration" hinsichtlich der Geschehnisse in Georgien.

Im Gegensatz zu Ministerin Janes ist Allikmaa der Ansicht, dass eine Entscheidung rasch herbeizuführen ist. Denn im Falle einer Teilnahme müsste demnächst mit den Vorbereitungen begonnen werden. Sollte Estland beim Songcontest wirklich nicht dabei sein, könnte eine alternative Veranstaltung in Erwägung gezogen werden, so Allikmaa.

(Ag./Red.)

Wo Kapital effektiver ist als Kanonen

Eine „georgische Krise“ zwischen den Baltenrepubliken und Russland ist, trotz Parallelen, unwahrscheinlich. Seine Interessen dort verfolgt Moskau eher mit Geld und durchs Drehen am Gashahn.

KOPENHAGEN. Wenn Russland mit seiner Attacke auf Georgien ungestraft davonkomme, „werden die Balten die nächsten sein“, schwant dem georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili. Ähnliche Ängste plagen nun viele Menschen in den baltischen Staaten: So glauben laut einer Umfrage 83 Prozent der Esten (aber nur ein Drittel der in Estland lebenden Russen), dass die russische Militäraktion im Kaukasus auch Estlands Sicherheit bedrohe.

Parallelen gibt es: Auch in Estland, Lettland und Litauen gibt es Regionen, in denen fast ausschließlich Russen leben, in den Hauptstädten stellen sie eine Mehrheit, und Russland geriert sich gern und ungebeten als Schutzmacht für die im „nahen Ausland“ lebenden Landsleute.

Baltische Politiker profilieren sich innenpolitisch gern mit antirussischen Parolen. Umgekehrt kann sich die Führungsschicht im Kreml nur schwer mit dem Verlust des Einflusses abfinden, der auf den Austritt der Balten aus dem Sowjetreich 1990/91 und ihre Blitzwende gen Westen folgte.

Doch es gibt zumindest drei Hauptargumente, die dagegen sprechen, dass sich die Kaukasus-Krise an der Ostsee wiederholt:

Lieber bleiben als heim ins Reich

Da ist zuerst die betroffene Bevölkerung. Viele Russen im Baltikum fühlen sich zwar diskriminiert und ausgegrenzt – doch vor die Wahl gestellt zwischen Russland und dem Land, wo sie leben, ziehen fast alle den Status quo vor. Man muss nur über die Brücke vom estnischen Narva ins russische Ivangorod fahren, um zu verstehen warum: Aus Narva wurde binnen eines Jahrzehnts dank EU-Geld eine blühende Stadt; die russische Schwesterstadt versinkt im Elend.

Auch wenn Moskau versucht, die russischen Balten näher an sich zu binden (zuletzt mit dem Versprechen für Visumsfreiheit bei Reisen nach Osten), und über russischsprachige Medien einen Propagandakrieg führt, haben nur wenige das Angebot der russischen Staatsbürgerschaft angenommen. Und es hat zwischen Russen und Esten, Letten und Litauern in nunmehr bald 17 Jahren baltischer Unabhängigkeit keinen Fall von ethnisch bedingter Gewaltanwendung gegeben.

Zweitens hat Russland im Baltikum zwar wirtschaftliche und nostalgische Interessen, aber keine strategischen wie in der Kaukasus-Region, wo der Konflikt auch um die Kontrolle der Ölleitungen geht. Die Balten haben kein Öl – sie sind vielmehr von Energielieferungen aus Russland abhängig, sodass Moskau durch das Schrauben am Gashahn mit größerer Wirkung und weniger Risiko Druck ausüben kann als mit Säbelrasseln.

Für Russen sind im Baltikum vor allem die eisfreien Häfen und die Datschen der Nomenklatura am Sandstrand wichtig. Zu beiden kann man sich mit Kapitalmacht problemloser Zutritt verschaffen als mit Panzerdivisionen.

Drittens haben die Balten mit dem Eintritt in EU und Nato jene Sicherheitsgarantien erhalten, auf die die Georgier vergeblich hofften. Zwar hatte Moskau gegen die Nato-Erweiterung auf ehemaliges UdSSR-Gebiet laut protestiert, war im Chaos der Jelzin-Ära aber nicht imstande, dem Gehör zu verschaffen. Die Balten hatten Glück: Heute würde ihr Nato-Beitritt kaum so leicht über die Bühne gehen.

Krieg mit dem Westen? „Njet!“

Die Potentaten im Kreml sind Machtspieler, aber keine Hasardeure, und einen Krieg mit einem Nato-Land würden sie nicht riskieren, meinen die meisten Kommentatoren. Dennoch haben viele Balten Bedenken, wie weit sie auf ihre Alliierten bauen können. Dass sich Litauens Präsident Valdas Adamkus genötigt sah, zu betonen, sein Land habe keinen Grund, an der Beistandsverpflichtung zu zweifeln, zeigt die Unsicherheit, die seine Leute plagt.

VON HANNES GAMILLSCHEG

LEXIKON

Große russische Volksgruppen bestehen in den drei baltischen Republiken: In Lettland (2,3 Millionen Einwohner) sind etwa 32 Prozent Russen bzw. Weißrussen. In Estland, mit 1,3 Mio EW die kleinste Baltenrepublik, sind es etwa 28%. Am kleinsten ist der Russen-Anteil in Litauen (etwa 6,5% der 3,4 Mio. Bürger).