Estland erwägt Grand Prix-Boykott

Dima Bilan

Nun überschattet die politische Lage auch die Welt der Popmusik: Im Baltikum denkt man darüber nach, den Eurovision Song Contest in Moskau zu boykottieren. Auch eine Alternativ-Veranstaltung in Estland wird erwogen.

Wegen der russischen Einsätze im Georgien-Krieg erwägt Estland, nicht am Eurovision Song Contest in Moskau teilzunehmen. Auch Litauen und Lettland sollen bei dem Boykott mitmachen. Die georgische Kulturministerin Laine Janes schlug am Donnerstag eine entsprechende «Geste der Solidarität» mit Georgien durch die drei ehemaligen Sowjetrepubliken vor.

Wie die österreichische Zeitung «Die Presse» berichtete, wolle sie die Entscheidung aber nicht überstürzen und sich zunächst mit den Musikern sowie den Verantwortlichen des Estnischen Radios (ERR) beraten. Der nächste Eurovision Song Contest findet im Mai 2009 in Russland statt.

Nur eine «Haltungsdemonstration»

Rundfunkchef Margus Allikmaa sagte der baltischen Nachrichtenagentur BNS, er wünsche sich zu dem Thema eine «öffentliche Debatte» mit dem Publikum und Vertretern der Unterhaltungsindustrie. Eine mögliche Nicht-Teilnahme sehe er nicht ausdrücklich als «Boykott» an: Sie sei lediglich eine «Haltungsdemonstration» zu den Ereignissen in Georgien.

Im Gegensatz zu Janes möchte Allikmaa eine schnelle Entscheidung herbeiführen, weil im Falle einer Teilnahme schon bald die Vorbereitungen für die Musiker beginnen müssten. Im Falle einer Absage könne eine eigene Alternativ-Veranstaltung in Estland in Erwägung gezogen werden, so der Radiochef.

Dass die Russen im kommenden Jahr das größte Musikevent der Welt – mit Zuschauern sogar in Kanada und Australien – ausrichten, haben sie ihrem Popstar Dima Bilan zu verdanken. Er hatte im Mai in Belgrad mit der Ballade «Believe» den Sieg und damit die Austragung des Wettbewerbs nach Russland geholt. Damit findet nach Estland, Lettland und Ukraine der ESC zum vierten Mal in einer früheren Sowjetrepublik statt. (nz)

Estland will Eurovision Songcontest in Moskau boykottieren

Wegen des Georgien-Kriegs erwägt Estland, nicht am nächsten Songcontest in Moskau teilzunehmen. Auch Lettland und Litauen sollen bei der gemeinsamen Solidaritätsaktion mitmachen.

Der nächste Eurovision Songcontest soll im Frühling 2009 in Moskau stattfinden. Estland überlegt nun, die Veranstaltung aufgrund des Georgien-Kriegs zu boykottieren. Kulturministerin Laine Janes regte am Donnerstag ein gemeinsames Vorgehen mit Lettland und Litauen an. Sie begündet ihr Vorhaben als eine "Geste der Solidarität" mit Georgien durch die drei ehemaligen Sowjetrepubliken. Janes wolle die Entscheidung aber nicht überstürzen und sich zuerst mit den Musikern sowie dem Estnischen Rundfunk beraten.

Rundfunkchef Margus Allikmaa schlug daraufhin eine öffentliche Debatte zu dem Thema vor. An dieser sollen sowohl das Publikum als auch Vertreter der Unterhaltungsindustrie teilnehmen. Gegenüber der baltischen Nachrichtenagentur BNS sagte Allikmaa, dass er eine mögliche Nicht-Teilnahme nicht ausdrücklich als "Boykott" sehe. Es sei lediglich eine "Haltungsdemonstration" hinsichtlich der Geschehnisse in Georgien.

Im Gegensatz zu Ministerin Janes ist Allikmaa der Ansicht, dass eine Entscheidung rasch herbeizuführen ist. Denn im Falle einer Teilnahme müsste demnächst mit den Vorbereitungen begonnen werden. Sollte Estland beim Songcontest wirklich nicht dabei sein, könnte eine alternative Veranstaltung in Erwägung gezogen werden, so Allikmaa.

(Ag./Red.)

Estnischer Präsident zieht Französisch-Kurs der Olympiade vor

Toomas Hendrik Ilves

Tallinn (AFP) – Obwohl er schon Englisch, Deutsch und Spanisch fließend spricht, hat sich der estnische Präsident Toomas Hendrik Ilves für die Sommerferien erneut das Sprachenlernen vorgenommen. Ilves wolle eine Woche lang in Saint-Geniès-de-Comolas in Südfrankreich Französisch lernen, und zwar “ohne jegliches offizielles Treffen”, teilte seine Sprecherin Kristel Peterson am Freitag in Tallinn mit. Der Urlaub diene “ausschließlich einem Intensiv-Sprachkurs”, Ilves reise ohne seine Frau. Der Französisch-Kurs ist für Ilves auch wichtiger als Olympia: An der Eröffnung der Spiele in Peking nahm der Präsident nicht teil. Als er dies im März ankündigte, gab er zur Begründung an, er habe Terminprobleme.© AFP Agence France-Presse GmbH (Info)

Konstruktion einer Nation

Ein Standardwerk über die estnische Literaturgeschichte

von Ulrich M. Schmid

Estland ist als Kulturnation noch kaum im europäischen Bewusstsein präsent. Das hat damit zu tun, dass die Esten – von der postsowjetischen Unabhängigkeit abgesehen – nur gerade während der Zwischenkriegszeit über einen eigenen Staat verfügten. Zuvor wechselte die Regierungsgewalt in Estland zwischen Dänen, Deutschen, Polen, Schweden und Russen. Gerade die lange Fremdherrschaft rief aber in der estnischen Gesellschaft ein gesteigertes Bedürfnis nach einer Nationalliteratur hervor, mit der die eigene kulturelle Identität abgesichert werden konnte.

Am Anfang dieses Projekts stand die Konstruktion eines Nationalepos mit einem raffinierten Design: «Kalevipoeg» (1857 bis 1861) lehnt sich stilistisch an das finnische «Kalevala» an und flicht estnische Volksliedelemente in die Handlung ein. Es stammt aus der Feder des estnischen Arztes und Dichters Friedrich Reinhold Kreutzwald, der sich aus Karrieregründen einen germanifizierten Namen zulegte. Erst um die Jahrhundertwende bildete sich dann ein estnischer Literaturkanon heraus. Mit der Erlangung der Unabhängigkeit nach dem Ersten Weltkrieg waren endlich auch die Bedingungen für eine Institutionalisierung der estnischen Literatur gegeben: «Kalevipoeg» hatte noch in der Tarnung einer wissenschaftlichen Ausgabe mit deutschem Paralleltext erscheinen müssen.

1922 wurde der estnische Schriftstellerverband gegründet; die Tartuer Universität führte «nationale» Fächer wie estnische Sprach- und Literaturwissenschaft und estnische Geschichte ein. Nach einem Putsch und der Installierung eines autoritären Regimes im Jahr 1934 wurde zwar in Estland eine Zensur für alle Publikationen verhängt, der Plan der Einführung einer Kulturkammer scheiterte allerdings am Widerstand der Schriftsteller. Der Zweite Weltkrieg war für Estland eine traumatische Erfahrung mit wechselnden Okkupationen und damit verbundenen Racheakten: 1940 marschierte die Rote Armee ein, Hunderttausende von estnischen Büchern wurden verbrannt, 1941 besetzte die Wehrmacht das estnische Territorium, junge Männer wurden zwangsrekrutiert, 1944 vertrieben die Sowjets die Nazis und zwangen Estland zum Eintritt in die Sowjetunion.

Nach dem Krieg verstummte die estnische Literatur weitgehend, weil sich kaum jemand in den Dienst des offiziellen sozrealistischen Literaturbetriebs stellen wollte. Gleichzeitig etablierte sich aber eine Exilliteratur mit Zentren vor allem in Schweden und Kanada. Erst nach Stalins Tod gewannen die Autoren in Estland ein neues Selbstbewusstsein. Das Schicksal der neueren estnischen Literatur spiegelt sich exemplarisch in der Biografie ihres Doyens Jaan Kross (1920 bis 2007): Als Student hatte er gegen den Diktator Päts protestiert, später musste er für die Nazis dolmetschen, 1946 wurde er unter Kollaborationsverdacht verhaftet und für acht Jahre als politischer Gefangener nach Sibirien verbannt. International bekannt geworden ist Kross durch seine historischen Romane, von denen «Der Verrückte des Zaren» in über zwanzig Sprachen übersetzt wurde. Den Literaturnobelpreis hat Kross indes nicht mehr erhalten, obwohl er seit dem Ende der Sowjetunion mehrmals als Kandidat gehandelt wurde.

Der Estland-Experte Cornelius Hasselblatt, der an der Universität Groningen Finnugristik lehrt, hat die wechselvolle und spannende Geschichte der estnischen Literatur kenntnisreich aufgearbeitet. Das fast 900 Seiten starke Kompendium gibt nicht nur erschöpfend Auskunft über die wichtigsten Autoren, sondern auch über die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Rahmenbedingungen ihres Schreibens. Hasselblatt setzt damit einen hohen Massstab, seine Darstellung darf jetzt schon als Standardwerk gelten.

 

Cornelius Hasselblatt: Geschichte der estnischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag Walter de Gruyter, Berlin und New York 2007. 870 S., Fr. 269.–.

NZZ

Estland entsendet Computer-Experten nach Georgien

Tallinn (AFP) — Die estnische Regierung hat die Entsendung von Computerspezialisten angekündigt, die Georgien im Konflikt mit Russland bei der Abwehr von Online-Angriffen unterstützen sollen. Zwischen Estland und Georgien habe es Gespräche wegen der aktuellen Internetprobleme des Landes gegeben, sagte Katrin Pargmae von einer spezialisierten Einheit am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Zwei estnische Experten sollten deswegen noch am Montag in Georgien eintreffen. Seit Beginn des Konflikts mit Russland Ende der vergangenen Woche hat es zahlreiche Hackerangriffe auf georgische Internetseiten gegeben.

Nach einem Streit um die Versetzung eines sowjetischen Militärdenkmals in der estnischen Hauptstadt Tallinn im April 2007 hatten Hacker zahlreiche Internetseiten aus Estland lahm gelegt. Die estnischen Behörden klagten darauf Mitglieder der russischen Minderheit im Land an. Die meisten der Internetangreifer wurden jedoch in Russland vermutet.

„Die Sache muss von unten wachsen“

Jõelähtme Vald in Estland strebt Partnerschaft mit Bopfingen an – die Chancen darauf sind derzeit eher gering

Zwei Partnerstädte hat Bopfingen: Beaumont Puy de Dome in Frankreich seit 1989 und Russi in Italien seit 1996. Nun strebt eine weitere Gemeinde eine Partnerschaft mit Bopfingen an: Jõelähtme Vald in Estland. Ob die Partnerschaft zustande kommt, ist derzeit aber mehr als fraglich.

von Martin Simon

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Die Delegation aus Jõelähtme Vald mit Gisela Knobloch (Zweite von links) und Bürgermeister Ardo Lass (Dritter von links) beim Streifzug über die Ipfmesse 2008. (Foto: gk)

Bopfingen. Seit 14 Jahren besteht ein Kontakt zwischen dem Bopfinger Ostalb-Gymnasium und einer vergleichbaren Schule in der estnischen Gemeinde. Die zehn bis zwölf Jahrgangsbesten aus Bopfingen dürfen Jõelähtme Vald besuchen, und umgekehrt. Bei der jüngsten Ipfmesse besuchte nun eine Delegation aus Jõelähtme Vald mit Vertretern aller dortigen Parteien und Bürgermeister Ardo Lass an der Spitze Bopfingen. „Fantastisch sei es hier. Alles, Bopfingen und die Ipfmesse“, ließ Ardo Lass im Gespräch mit der SchwäPo seine Dolmetscherin übersetzen. Und, dass er und seine Delegation großes Interesse an einer dauerhaften Partnerschaft zu Bopfingen haben.
Die CDU-Fraktionschefin Gisela Knobloch hat sich während des Besuchs um die Gäste aus Estland gekümmert. Sie hat Jõelähtme Vald im vergangenen Winter besucht und ist bis heute beeindruckt „von der überwältigenden Gastfreundschaft“, die sie dort, wenige Kilometer vor den Toren Tallins, erfuhr. In Bopfingen hat sie den Esten Kontakte zu hiesigen Vereinen verschafft. „Es gab Gespräche mit Vertretern des TV Bopfingen, mit den Golfern und dem Liederkranz“, berichtet Knobloch. Eine Städtepartnerschaft von oben aufzupfropfen, davon hält sie nichts. „So eine Sache muss von unten wachsen, am besten über die Vereine“, sagt Knobloch. Nun aber seien die Esten dran, meint sie. „Sie haben alle Informationen, haben hier viel kennengelernt und Adressen mitgenommen. Nun müssten sie Einladungen aussprechen“, sagt Knobloch.
„Wir haben zwei Partnerstädte und einen regen Städtepartnerschaftsverein“, konstatiert Bürgermeister Dr. Gunter Bühler. Eine weitere Partnerschaft mit Jõelähtme Vald sei derzeit weder vom Gemeinderat noch vom Partnerschaftsverein vorgeschlagen noch hält er eine solche derzeit „für zielführend, weil eine Partnerschaft gelebt werden muss“. Wie Knobloch ist auch Bühler überzeugt, dass eine Städtepartnerschaft wachsen muss, „ansonsten wird das eine Kopfgeburt, und die funktionieren ja meist eh’ nicht“. „Wir sind offen, wenn zu sehen ist, dass aus Vereinen, aus der Bevölkerung private Kontakte erwachsen, die gepflegt werden. Wir helfen Vereinen auch gerne, Kontakte zu knüpfen“, bietet Bühler an. „Zehn bis 15 Schüler am OAG, die Jõelähtme Vald besuchen, sind aber als Basis für eine Städtepartnerschaft im Moment zu wenig“, macht Bühler klar.

Zweifacher Titelgewinn und Dreifach-Triumph der DTU bei Militär Weltmeisterschaften im estischen Otepää.

Otepää (Estland) – Erwartungsgemäß stark schlugen die DTU-Kaderathleten bei der Militär Weltmeisterschaft (Conseil International du Sport Militaire, CISM) im estischen Otepää zu.

Joelle Franzmann und Andreas Raelert dominierten auf der olympischen Distanz und bringen je einen Weltmeistertitel nach Deutschland. Bei den Herren springen mit Maik Petzold und Steffen Justus zwei weitere DTU-Kader, die allesamt den Sprung auf den Olympia-Express verpasst haben auf das Podium.

Mit Patrick Lange (23.), Thomas John (33.) und Daniel Müller (34.) schaffen drei weitere DTU-Triathleten den Sprung in die Top 40. In der Altersklasse gewinnt Lars Apitz die Silbermedaille.
(Kai Baumgartner mit Material von DTU)

Cyberkrieg gegen Online-Musterland

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Estland ist feindlichen Internet-Angriffen ausgesetzt gewesen, die man dort als das erste Beispiel eines „Cyberkriegs“ sieht. Verteidigungsminister Jaak Aaviksoowill die Nato im Kampf gegen die Hacker einbinden.

TALLINN – „Es braucht keine Armee, um einem modernen Staat schweren Schaden zuzufügen. Ein Computer reicht aus.“ Jaak Aaviksoo, Estlands Verteidigungsminister, weiß, wovon er spricht. Sein Land ist feindlichen Angriffen ausgesetzt gewesen, die man dort als das erste Beispiel eines „Cyberkriegs“ sieht. „Gegen eine Wiederholung sind wir jetzt gefeit“, glaubt Hillar Aarelaid, der Chef der estnischen IT-Abwehr, „doch die nächste Attacke kann schlimmer werden.“ Deshalb wollen die Esten die Nato in den Kampf um die Internetsicherheit einbinden, und dort erkennt man das Problem. „Wir müssen unsere Fähigkeiten verbessern, Informationssysteme zu schützen“, sagt Nato-Sprecher James Appathurai.

Ob die Angriffe eine „Kriegshandlung“ waren, wie der estnische Nato-Botschafter Harri Tiido sagt, oder ein „Terrorakt“, wie es Justizminister Rein Lang nennt, ist eine Frage der Definition. Tatsache ist, dass die Bombardierung aus dem Cybernetz wichtige Gesellschaftsfunktionen lähmte und den Esten die Verletzbarkeit ihres Hightech-Staats vor Augen führte.

Die Ziele der online versandten Angriffe waren dieselben, die in einem Krieg Opfer reeller Zerstörung würden: Regierungsinstitutionen, Banken, Medien, wichtige Industrien. Aber auch Krankenhäuser und Zivileinrichtungen wurden bombardiert, so dass Tomas Jermalavicius vom Baltic Defence College gegenüber der dänischen Zeitung „Politiken“ von einer „Terrorattacke“ spricht, die „Furcht und Chaos auslösen sollte“.

Der Cyberangriff folgte einer politischen Krise. Ende April verfügte die estnische Regierung, ein umstrittenes sowjetisches Soldatendenkmal aus der Stadtmitte von Tallinn zu entfernen. Die russische Führung und die russischsprachige Minderheit in Estland protestierten lautstark. In der Hauptstadt kam es zu schweren Krawallen, und bald konnte Aarelaid feststellen, wie sich die Feindseligkeiten aufs Internet ausbreiteten. „Wir hatten so etwas erwartet und uns vorbereitet, doch die Angriffe hatten ein Ausmaß und eine Dauer, wie wir sie uns nie vorgestellt hatten.“ Es begann mit massiver Datenüberbelastung, sogenannten „distributed denial of service“-Attacken: Wenn eine große Zahl von Computern gleichzeitig die selbe Website mit Anfragen bombardiert, bricht diese zusammen.

Später wurden die Angriffe raffinierter. Die Täter bedienten sich eines „Bot-Netzes“. Bots sind Softwareprogramme, die Computer in aller Welt infiziert haben, meist ohne dass deren Besitzer davon weiß. Unsichtbar eingenistet warten die Viren auf das Signal der „Bot-Mutter“. Am 30. April nahmen Millionen von ahnungslosen Computereignern von den USA bis Vietnam an den Attacken auf estnische Regierungs-Websites teil. Tags darauf war die Belastung der estnischen Server so groß, dass ihre Betreiber ihre Kunden abkoppeln und alle Verbindungen neu starten mussten.

Die Homepage des Parlaments lag danieder, der Notruf war stundenlang außer Funktion, Zeitungen, Banken, Behörden waren ausgeschaltet. Sechs Wochen lang setzten sich die Attacken fort, mit dem Höhepunkt um den 9. Mai, dem Gedenktag des sowjetischen Sieges im Zweiten Weltkrieg, als laut Jermalavicius „Websites, die sonst 1000 Besucher am Tag haben, mit 5000 Hits pro Sekunde bestürmt wurden“, und das pausenlos, bis zu zehn Stunden lang.

Ein Land, in dem die Verwaltung papierlos arbeitet, Regierungsprotokolle nur im Internet existieren, Banktransaktionen übers Web erfolgen und die Leute Fahrkarten und Parkgebühren per Handy bezahlen, ist für einen derartigen Angriff besonders empfindlich. „Erstmals merkten die Esten, dass das Internet nicht nur ein Wundermittel ist, sondern sie auch sehr verwundbar macht“, meint Jermalavicius. „Wenn man die Netzwerke der Banken zerstört, lähmt man die gesamte Wirtschaft und bedroht die Sicherheit der Bürger“, sagt Justizminister Lang.

Die Regierung alarmierte nicht nur die Nato, Außenminister Urmas Paet griff das Thema auch mit seiner US-Kollegin Condoleezza Rice auf: „Um Cyberattacken abwehren zu können, brauchen wir internationale Regeln und Verträge.“ Nach estnischer Ansicht müsse die Beistandsklausel der Nato auch greifen, wenn die Sprengkraft der Bomben nicht in Tonnen, sondern in Megabits gemessen wird.

Doch woher die Angriffe kamen, ist weiterhin umstritten. Paet beschuldigte schnell die Regierung in Moskau: Die Computerattacken seien auf IP-Adressen im Kreml zurückzuführen. Dort wies man die Vorwürfe empört zurück, und inzwischen meinen auch estnische Experten, dass die Schuldzuweisung nicht so einfach sei. Eher standen wohl russische Hacker hinter dem Bombardement. „Auch unter den Computer-Freaks gibt es Nationalisten, und die brauchen für einen Angriff auf Estland keinen Auftrag des Kreml“, sagte Anton Nossik, Chef einer russischen IT-Firma, der Zeitung „Berlingske“.

BIld: Jaak Aaviksoo (Archiv)

Estland meldet Luftraum-Verletzung durch russisches Militärflugzeug

Tallinn.- Ein russisches Militärflugzeug An-72 hat am 07.06.2008 die Luftgrenze Estlands verletzt. Das meldete der estnische Generalstab am 08.06.2008.

Der Meldung zufolge war die Maschine aus der Ostsee-Exklave Kaliningrad in Richtung Sankt Petersburg unterwegs, als sie im Raum der Insel Vaindloo ohne Erlaubnis 1,8 Seemeilen tief in den estnischen Luftraum eindrang. Die An-72 habe sich eine Minute lang im estnischen Luftraum befunden, hieß es.

Eine Stellungnahme der russischen Luftwaffe liegt noch nicht vor.

In den Jahren 2004 und 2005 hatten russische Flugzeuge nach Angaben des estnischen Militärs bereits sechsmal die estnische Luftgrenze verletzt.

«Mr. Hitparade» zu Gast bei «Kerner»

«Mr. Hitparade» am Dienstag zu Gast bei «Kerner»Hamburg (ddp). Moderator Johannes B. Kerner begrüßt am 1. April, 23.00 Uhr «Mr. Hitparade» in seiner Talkshow «Johannes B. Kerner» im ZDF. Wie ein Sprecher der Sendung am Montag in Hamburg mitteilte, berichtet Dieter Thomas Heck in der Sendung von seinem neuen Projekt, einem Jugendheim für behinderte Kinder in Estland.

Außerdem stellen die Schauspieler Wolfgang Stumph und Max von Thun den neuen ZDF-Film «Stürmische Zeiten» vor. Der Ornithologe Peter Berthold wird zudem erklären, warum alte Bauernregeln von Vögeln und Wetter nicht mehr verlässlich sind. Maiko Kiesewetter und Wettkönig Markus Seidel, die am vergangenen Samstag bei «Wetten dass..?» aufgetreten waren, erzählen, wie sie auf ihre Wettideen gekommen sind.

Maryon und Günther Vollrath berichten von ihren privaten Ermittlungen zum Tod ihres 25-jährigen Sohnes Raven. Er galt sechs Monate als vermisst und soll sich laut Polizeibericht im Winter unter eine Brücke zum Schlafen gelegt haben und dort erfroren sein. Zwei Jahre später hätten die Eltern den Ermittlern einen mutmaßlichen Täter und ein Geständnis geliefert.

Bild: «Mr. Hitparade» am Dienstag zu Gast bei «Kerner»